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Reptilien – Schlangen, Echsen und Schildkröten, die wahren Herrscher Griechenlands

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2017-03-24 2022-04-22 24.03.2017
Leopardnatter Schlangen 0001
Leopardnatter

Reptilien sind eigentlich lebende Fossilien. Vertreter der bei uns noch heute lebenden Reptilienordnungen existierten bereits vor Millionen von Jahren. Und so ist es nicht verwunderlich, dass sich die Menschen in den verschiedensten Kulturkreisen Fabelwesen aus Schlangen- oder Echsenkörpern erdacht und sie als Drachen und mehrköpfige Schlangen zum Inbegriff des Bösen mystifiziert haben. In der griechischen Mythologie war Echidna ein unsagbares Scheusal, halb Schlange, halb Weib, das die Hydra (gr. Wasserschlange), ein Schlangenungeheuer mit einer Vielzahl von Köpfen, erzeugte. Eine andere Tochter der Echidna war die Chimäre (gr. chímaira, „Ziege”), ein Mischwesen aus Löwe, Ziege und Schlange.

Aeskulapnatter Schlangen 0001
Äskulapnatter

Vielleicht ist es die lautlose und versteckte Lebensweise, die kriechende Fortbewegung oder die fälschlicherweise als schlüpfrig angesehene und als eklig empfundene Haut, die in den Menschen eine “Urangst“ auslöst. Um diese Vorbehalte abzubauen, soll im Folgenden das Schattendasein der Reptilien in Griechenland etwas beleuchtet werden. Je mehr wir über Verhalten, Verbreitung, Gefährdung und Schutzmaßnahmen erfahren, desto größer ist die Chance zur Rettung dieser interessanten, aber z.T. sehr gefährdeten Tiergruppe.

Balkan Zornnatter Schlangen 0001
Balkan Zornnatter

Der Mittelmeerraum ist reich an Reptilien. Während in Dänemark 5 Arten leben, sind es in Deutschland schon 12 (die meisten bleiben allerdings auf kleine Wärmeinseln beschränkt und sind auch meist selten), in Griechenland leben bereits 48 Arten (nach ENGELMANN) und an der Spitze steht Ägypten mit 93 Arten. Diese Verteilung hängt damit zusammen, dass die Reptilien als wärmeliebende Tiere die südlichen Standorte bevorzugen und dass sie erst nach der letzten Eiszeit vor 10 000 Jahren aus dem Mittelmeerraum nach Mitteleuropa eingewandert sind.

Schlangen Ringelnatter 0001
Ringelnatter

So findet man in Griechenland neben zahlreichen südlichen Arten auch die Blindschleiche, Ringelnatter und die Glattnatter. Andere Arten, die in Deutschland nur an wenigen Orten und da meist selten vorkommen, können in Griechenland weit verbreitet sein. Dazu gehören z.B. die Mauereidechse, die Smaragdeidechse, Würfel- und Äskulapnatter. Ein weiterer Grund für den Artenreichtum der griechischen Echsen sind die Meeresarme und Gebirge, die von den Reptilien kaum überwunden werden konnten. In den isolierten Räumen, insbesondere auf den Inseln, konnten sich Rassen und in manchen Fällen auch eigene, ganz eng verbreitete Arten entwickeln (endemische Arten).

Eidechsen 0010
Milos-Eidechse

So findet man auf der Kykladeninsel Milos (Melos) und einiger kleinerer zur Milos-Inselgruppe gehörenden Inseln die nur hier vorkommende Milos-Eidechse (Podarcis milensis), die durch ihre auffallende Färbung gut bestimmt werden kann. Die Grundfarbe der Männchen ist braun mit schwarzen Seiten, die mit auffallend hellen grünen, blauen, gelben oder weißlichen Flecken gemustert sind. Die Färbung der Weibchen ist weniger kontrastreich. Eine Verwechslung ist ausgeschlossen, da sie die einzige kleinere Eidechsenart auf Milos ist. Früher hat man die Milos-Eidechse als Unterart der Ägäischen Mauereidechse angesehen; heute wird sie als selbständige Art in eine engere Verwandtschaft zur Taurischen Eidechse gesetzt. In kultivierten Landstrichen ist sie sehr zahlreich und ist deshalb oft auf Legesteinmauern beim Sonnenbad zu beobachten. Ihre Beute jagt sie aber hauptsächlich auf dem Boden zwischen der Vegetation.

Mauereidechse 0003
Ägäische Mauereidechse

Die Ägäische Mauereidechse (Podarcis erhardi) wird etwa 20 cm lang und ist meist bräunlich bis sandfarben mit einem auffallend kupfernen Metallglanz. Allerdings kann sie auf den Inseln sehr variieren. Sie lebt in trockenen, felsigen Biotopen mit buschiger Vegetation und ernährt sich in der Hauptsache von Insekten (Heuschrecken, Schmetterlinge, Fliegen). Während der Brutzeit werden die Mauereidechsen in unmittelbarer Nestnähe von Greifvögeln offenbar nicht als Beute gesehen. Denn nur so ist zu verstehen, dass sich die Mauereidechsen um die Nistplätze der Vögel sammeln und sich von den durch die Futterabfälle angelockten Fliegen ernähren.

Mauereidechse 0002
Peloponnes-Eidechse

Eine große, ziemlich robuste Mauereidechse ist die Peloponnes-Eidechse (Podarcis peloponnesiaca), die nur auf dem Peloponnes vorkommt (endemische Art). Von der im gleichen Gebiet lebenden Unterart der Ägäischen Mauereidechse unterscheidet sie sich durch das Fehlen von Körnerschuppen zwischen Augenbrauen- und Augendeckschildern. Bei günstigem Lichteinfall zeigt die Peloponnes-Mauereidechse auf dem Rücken einen schönen Metallglanz. Sie ist an der Küste als auch im Gebirge anzutreffen und kommt, da sie als Bodeneidechse ungern klettert, in Olivenhainen und an Straßenböschungen sehr häufig vor. Die Nahrung besteht aus Spinnen, Asseln und Insekten.

Riesensmaragdeidechse 0005
Riesensmaragdeidechse

Die schönste und auffälligste Eidechse ist für mich aber immer noch die Riesensmaragdeidechse (Lacerta trilineata). Sie ist mit 60 cm Gesamtlänge nicht nur eine der größten Eidechsen in Griechenland, sondern mit ihrer grünen Rückenfärbung auch eine der schönsten Echsen. Bei den Männchen wird die Kehle zur Paarungszeit leuchtend blau. Die Riesensmaragdeidechse ist auf dem griechischen Festland und den meisten Inseln weit verbreitet, während die Smaragdeidechse (Lacerta viridis) auf vielen Inseln fehlt. Ihre Hauptnahrung besteht aus den verschiedensten Insekten und Spinnen. Daneben erbeutet sie auch gelegentlich kleinere Eidechsen, Jungschlangen und sogar Junge der eigenen Art.

Eidechsen 0016
Hardun

Eine weitere imposante Echsenart ist der Hardun (Agama stellio). In Griechenland wird er auch „Crocodilaki“ – das kleine Krokodil - genannt. Die Tiere können bis 40 cm lang werden und kommen in der Umgebung von Thessaloniki (wohl eingeschleppt) und auf einigen ägäischen Inseln wie Mykonos, Naxos, Paros und auf den östlichen Inseln wie Lesbos, Rhodos und Zypern vor. Die tagaktive Echse ist sehr wärmebedürftig und sonnt sich gerne und viel auf Legesteinmauern. Ihre Beutetiere wie Käfer, Heuschrecken und andere Insekten werden durch Hin- und Herkauen zermalmt und schließlich geschluckt. Manchmal nehmen sie auch Blätter oder Früchte auf. Meist erkennt man die Tiere schon von weitem, da sie oft etwas erhöht sitzen, um ihr Revier zu kontrollieren. Dringt ein anderes Männchen in das Revier ein, reagieren sie nach Agamenart mit Kopfnickbewegungen. Dieses Kopfnicken diente ursprünglich wohl dem Entfernungsschätzen, indem dabei das Objekt aus verschiedenen Richtungen angepeilt wird. Heute ist es „ritualisiert“ und dient dazu, Rivalen zu bedrohen und Weibchen zu umwerben. Das Kopfnicken ist ganz allgemein ein Ausdruck der Erregung. Die natürlichen Feinde der Agamen sind vor allem Taggreifvögel oder große Landnattern, wie die Eidechsennatter.

Chamaeleons 0002
Europäische Chamäleon

Eine mit den Agamen verwandte Echsenfamilie sind die Chamäleons, von denen es in Europa nur eine Art gibt, das Europäische Chamäleon (Chamaeleo chamaeleon). Es besitzt zu Greifzangen umgebildete Kletterfüße und eine herausschnellbare, dem Beutefang dienende Schleuderzunge. Durch Kontraktion der Muskeln wird im Innern der Zunge ein hoher Druck erzeugt. Ein in Reichweite befindliches Beutetier wird zunächst mit den herausstehenden, unabhängig voneinander beweglichen Augen fixiert. Dann wird die Zunge im Bruchteil einer Sekunde mit hoher Treffsicherheit herausgeschleudert.

Chamaeleons 0003
Chamaeleon

Das Chamäleon besitzt ein ausgeprägtes Farbwechselvermögen, das von Stimmung, Temperatur und Sonnenbestrahlung bestimmt wird. Der Körper ist seitlich zusammengedrückt und blattförmig, was, zusammen mit dem Farbwechselvermögen, eine gute Tarnung bewirkt. Der Schwanz kann eingerollt werden und dient als Greiforgan beim Klettern. Die europäischen Chamäleons sind deshalb selten auf dem Boden zu finden und halten sich besonders im Gebüsch (z.B. Ginster, Tamarisken) auf. In Griechenland kommt die Art auf Kreta, Chios, Samos und im Süden des Peloponnes vor. An einer Stelle des Peloponnes ist die Art nur noch auf einer Fläche von weniger als 4 km Länge und etwa einhundert Meter Breite zu finden. Vor Jahren konnten hier noch etwa 600 ausgewachsene Tiere gezählt werden. Bei aktuellen Zählungen wurden nur noch 50 ausgewachsene Chamäleons gezählt. Erst vor kurzem wurden die auf dem südlichen Peloponnes lebenden Chamäleonpopulationen als Afrikanisches Chamäleon (Chamaeleo africanus) identifiziert. Wahrscheinlich wurden diese Tiere, die bisher als europäische Chamäleons galten, bereits in der Antike eingeführt.

Nacktfinger 0001
Ägäischen Nacktfinger

An Gebäuden, aber auch an zerklüfteten Felsen oder Steinhaufen entdeckt man oft einen Gecko mit dünnen, oft etwas geknickt getragenen Fingern, den Ägäischen Nacktfinger (Cyrtodactylus kotschyi). Diese Tiere sind tagaktiver als andere Geckos und können besonders im Frühjahr oder Herbst beobachtet werden. Da sie mit Mauereidechsenarten konkurrieren, meiden diese Geckos Habitate, die von Mauereidechsen bewohnt werden. Die Mauereidechsen könnten ihnen sonst als Fressfeinde zum Verhängnis werden.

Eidechsen 0015
Europäischen Halbfinger

In der Nähe von Lampen, auf dem Balkon oder sogar im Zimmer kann man oft den hell und durchschimmernden Europäischen Halbfinger (Hemidactylus turcicus), einen ziemlich schlanken Gecko mit Höckern auf Rücken und Schwanz, beobachten. Er ist ausschließlich nachtaktiv und wenn man Glück hat, kann man beobachten, wie Insekten angeschlichen, gepackt und totgeschüttelt werden. Im Frühjahr und Herbst ist er auch in den Morgenstunden beim Sonnenbad im Freien zu beobachten. Sein Ruf erinnert an das Miauen einer Katze.

Die Johannisechse (Ablepharus kitaibeli) gehört zu den kleinsten Echsen Griechenlands und erreicht selten 12 cm. Typisch für diese zur Gattung der Glattechsen oder Skinke gehörenden Eidechse ist der sehr schlanke Körper und der dicke Schwanz, dessen Beginn sich nicht vom Rumpf absetzt und allmählich in einer sehr fein ausgezogenen Spitze endet. Die Grundfarbe ist braun und irisiert auffällig metallisch, am ehesten dem Farbspiel patinierter Bronze vergleichbar. Die Sonne und Wärme liebenden Skinke sind tagaktiv und bevorzugen die Morgen- und Nachmittagsstunden zum Aufenthalt im Freien. Während der Mittagshitze halten sie sich verborgen. Sie jagen besonders gerne Spinnen, verzehren aber auch Regenwürmer.

Schlanknatter Schlangen 0001
Schlanknatter

Die Einstellung der Menschen zu den Schlangen ist seit Jahrtausenden weit gespaltener als so manche – zu Unrecht gefürchtete – Schlangenzunge. Einerseits empfinden wir die Kriechtiere aufgrund ihrer meist verborgenen und unauffälligen Lebensweise als unheimlich und gefährlich. Offensichtlich löst die lautlose, kriechende Fortbewegung in den Menschen eine Art Urangst aus, sodass vor allem Schlangen von Menschen erbarmungslos gejagt und erschlagen werden. Auf der anderen Seite symbolisieren sie Heilung und Schutz. Noch heute ist der Äskulapstab Symbol des Arztberufes und der Apotheken und wird als Sinnbild der Lebenserneuerung (Häutung) und der Heilkraft (Verwendung von Schlangengift in der Medizin) gedeutet.

Milos Viper 0009
Milos Viper

Auf den Kykladeninseln finden Schlangen mit dem warmen und trockenen Klima gute Lebensbedingungen vor. So kann man auf seinen Wanderungen – besonders im Frühjahr - auch schon mal einer Schlange begegnen. Man entdeckt sie allerdings erst aufgrund ihrer schlängelnden Fluchtbewegung, da sie vorher eher für ein Aststück gehalten werden. Mir selbst gelang es meist nur, die scheuen Tiere davon huschen zu sehen. Schlangen reagieren auf geringste Bodenerschütterungen und suchen sofort das Weite, wenn man sich ihnen nähert.

Hornotter Schlangen 0014
Hornotter

Viele Einheimische haben große Angst vor Schlangen und erschlagen jede Schlange, die ihnen begegnet. Dabei befinden sich unter den 19 in Griechenland vorkommenden Schlangenarten nur 5 Giftschlangen. Die Kreuzotter (Vipera berus) in den Gebirgen Nordgriechenlands, die nur auf den West-Kykladen vorkommende Levante-Otter (Daboia lebentina) und die auf den griechischen Inseln Patmos, Simi und Leros lebende Berg-Otter (Daboia xanthina). Auf dem Festland weit verbreitet ist die ebenfalls sehr giftige Sandotter (Vipera ammodytes).

Milos Viper 0010
Milos Viper

Eine nur auf Milos und den Nachbarinseln vorkommende Giftschlange ist die Milos-Viper (Macrovipera schweizeri). Da sie in der Welt einzigartig ist, wird sie durch EU-Verordnungen geschützt. Die Viper ist von Schlangenhändlern bedroht, die sie trotz ihres gefährlichen Giftes fangen und an Liebhaber verkaufen.

Eidechsennatter Schlangen 0001
Eidechsennatter

Während diese fünf zu den giftigsten Schlangen Europas zählen, ist die Giftwirkung der Katzennatter (Telescopus fallax) und der Eidechsennatter (Malpolon monspesulanus), die als größte europäische Schlange bis 2 m lang wird, vergleichsweise gering. Ihre kurzen Giftzähne sitzen so weit hinten im Kiefer, dass bei einem Biss nur selten Gift injiziert wird und deshalb dem Menschen kaum gefährlich wird. Als sehr flüchtige Schlange bekommt man die Eidechsennatter meist sowieso nicht zu sehen. Nur während der Paarungszeit im Frühjahr werden sie etwas unvorsichtig und können gelegentlich leichter beobachtet werden. Sie sind dann oft derart abgelenkt, dass sie einen Menschen nicht sofort bemerken. Ihre Beute sind vor allem Eidechsen, die oft erst nach einer wilden Verfolgungsjagd erbeutet werden. Große Beutetiere werden vor dem Verschlucken vergiftet, kleinere lebend hinabgewürgt.

Katzennatter Schlangen 0001
Katzennatter

Alle übrigen Schlangenarten sind ungiftig und werden zu Unrecht stark mit Vorurteilen belastet.
Schlangen sind wechselwarme Tiere, d.h. ihre Körpertemperatur und damit ihre Aktivität hängen von der Umgebungstemperatur ab. Deshalb liegen sie gerne auf Plätzen, die die Wärme lange speichern. Sie reagieren normalerweise rasch auf visuelle Reize. Auffällige Bewegungen veranlassen sie zur Flucht. Schlangen, die bei Annäherung eines Menschen unbeweglich liegen bleiben, sind nicht unbedingt tot, sondern schlafen und können den Menschen nicht hören, da sie taub sind.

Auch wenn die meisten Schlangenbisse aus medizinischer Sicht heute nicht mehr problematisch sind, handelt es sich doch um einen ernsthaften Unfall, der unbedingt ärztlicher Betreuung bedarf. Wie bei Insektenstichen können es vor allem allergische Reaktionen sein, die gefährlich werden können.

Schlangen Scheltopusik 0002
Scheltopusik

Trotz ihrer langgestreckten Gestalt ohne Beine gehören weder die Blindschleiche (Anguis fragilis), noch der Scheltopusik (Ophisaurus apodus) zu den Schlangen. Sie gehören zu den fußlosen Echsen, die sich im Körperbau, in der Beschuppung und in der Art der schlängelnden Fortbewegung deutlich von den Schlangen unterscheiden. Der Scheltopusik besitzt eine durch Hautknochen verstärkte, panzerähnliche Körperbeschuppung (weshalb er auch Panzerschleiche genannt wird) und eine seitlich verlaufende Hautfurche. Als tagaktive Tiere schleichen sie sich in Zeitlupe an und greifen erst aus nächster Nähe zu. Sie erbeuten vor allem große Schnecken, deren Schalen sie zerbeißen und mitverschlingen, aber auch größere Insekten. Bei Gefahr fliehen sie mit lautem Geräusch, wobei sie sich an Steilhängen auch über Felswände fallen lassen können.

Griechische Landschildkroete 0001
Griechische Landschildkroete

Ihrem einzigartigen Bauplan im Tierreich, der sich über 220 Millionen Jahren kaum verändert hat, und ihrem urzeitlichen Aussehen verdanken Schildkröten eine faszinierende Wirkung auf viele Menschen und eine besondere Stellung in Sage und Mythologie. Dort stehen sie für Langlebigkeit und Weisheit, Gesundheit, Zähigkeit und Ausdauer. Der Sage nach hat sich Apollo in eine Schildkröte verwandelt, als er der Nymphe Dryope nachstellte und die Schildkröten Arkadiens waren Pan geweiht und deshalb im alten Griechenland unantastbar.
Durch ihren meist mit großen Hornschildern bedeckten Knochenpanzer sind die Schildkröten unverwechselbar gekennzeichnete Reptilien. Trotz der Anpassungen an die unterschiedlichsten Lebensräume (Süß-, Meerwasser, Land) ist die Fortpflanzungsweise gleich geblieben: Alle Schildkröten legen Eier in selbst gegrabene Eigruben an sonnenexponierten Plätzen. Das ist auch mit ein Grund dafür, dass die Schildkröten zu den am stärksten in ihrer Existenz bedrohten Reptilien gehören. Ihre Brutplätze werden von Menschen beeinträchtigt oder zerstört.
Landschildkröten lassen sich aufgrund ihrer gemächlichen und unbeholfenen Fortbewegungsweise leicht beobachten. Meist entdeckt man sie in den Morgenstunden, während sie sich in den heißen Mittagsstunden im Schatten von Strauchwerk verbergen oder sich leicht in den Boden eingraben. Die Nahrung besteht hauptsächlich aus krautigen Pflanzen.

Breitrandschildkroete 0001
Breitrandschildkröt

Die Breitrandschildkröte (Testudo marginata) ist mit 35 cm Länge die größte griechische Landschildkröte. Sie ist an dem in der Mitte etwas eingeschnürten Panzer und der auffälligen Verbreiterung der hinteren Randschilder (ähnlich einem Stahlhelm) leicht erkenntlich. Sie ist, abgesehen von einem Vorkommen auf Sardinien, die einzige nur in Griechenland vorkommende Schildkrötenart. Die auf Sardinien vorkommenden Tiere gehen wahrscheinlich auf eine erfolgreiche Ansiedlung durch den Menschen zurück. Diese seltene endemische Art, die also nirgendwo anders auf der Welt vorkommt, benötigt strengsten Schutz, um überleben zu können.

Der Europäischen Sumpfschildkröte recht ähnlich ist die Kaspische Wasserschildkröte (Mauremys caspica), deren Panzer einen schwachen Rückenkiel besitzt. Sie lebt gesellig in verschiedenen Gewässern. Meist liegen die Tiere am Ufer und gleiten bei Gefahr ins Wasser. Auf der Jagd nach Beute paddeln sie langsam an der Wasseroberfläche. Haben sie Beute entdeckt, lassen sie Luftblasen ab und sinken dadurch in die Tiefe. Dort erbeuten sie die verschiedensten Wassertiere wie z.B. Schnecken. In heißen Sommern graben sie sich in die Uferböschung Höhlen, wo sie die Trockenzeit überdauern.

Schlangen, Eidechsen und alle anderen Reptilien können als Sinnbild für den gesamten bedrohlichen Zustand der Natur und für unser Verhältnis zu den Lebewesen auf unserer Erde stehen. Wir sollten damit aufhören, Lebewesen in schön oder hässlich, in nützlich oder schädlich einzuteilen. Es ist an der Zeit, damit zu beginnen, die Tiere und Pflanzen um ihrer selbst willen ebenso wie ihre Lebensräume und damit die Daseinsgrundlage zu schützen.

Caretta Caretta 0012
Karettschildkröte

Während die Reptilien wie in Michael Endes Unendlicher Geschichte oder in Momo fast vergöttert werden, zerstört der Tourismus die letzten Lebensräume einiger Reptilien-Arten. So ist auf der griechischen Insel Zakynthos die Karettschildkröte (Caretta caretta) gefährdet, weil Sonnenschirme und Liegestühle den Zugang zu den über Jahrtausende angestammten Eiablageplätzen versperren.

Caretta Caretta 0014
Karettschildkröte

Wie die internationale Umweltstiftung Euronatur mitteilte, musste der 1999 eingerichtete Meeresnationalpark Zakynthos im März 2004 seine Pforten schließen. Euronatur berichtet von unhaltbaren Zuständen. So sei der bisherige Präsident des Parks seines Amtes enthoben worden, Mitarbeiter der Parkverwaltung bekämen kein Gehalt, der griechische Staat käme den EU Naturschutzverpflichtungen nicht nach. Viele der Hinweis- und Verbotstafeln seien demontiert worden, um freien Zugang zu den Stränden zu gewährleisten.

Caretta Caretta 0008
Karettschildkröte

Unbewachte Eiablagestrände bedeuten aber, dass die Gelege der Schildkröten wieder von unwissenden Touristen zerstört werden. Wir sollten dem zivilisationsbedingten, aber oft vermeidbaren Rückgang der Kriechtiere nicht tatenlos zusehen. Aktiver Artenschutz kann von jedermann betrieben werden. So sollten Urlauber wie Einheimische keine Erzeugnisse aus Schildpatt der Schildkröten kaufen und die Laichplätze der Karettschildkröten nicht als Strandliegeplatz missbrauchen. Schutzmaßnahmen sind nämlich nicht nur aus ökologischen, ethischen oder ästhetischen Gründen sinnvoll, sondern dienen auch unserem eigenen ökonomischen Nutzen, da die Reptilien als Schädlingsbekämpfer und als sensible Indikatoren für den Zustand unserer Umwelt dienen.

 

Schlangenbiss – was tun?

Hornotter Schlangen 0016
Hornotter

Das Gift der Vipern dient in erster Linie dem Beutefang und – bei Gefahr für die Schlange – zur Verteidigung. Nur wenn Schlangen ohne jeglichen Fluchtweg in die Enge gedrängt werden, beißen sie bei direkter Berührung eventuell zu. Bei solchen spontanen Verteidigungsbissen wird meist nur wenig Gift abgegeben. Kommt es trotz Vorsichtsmaßnahmen zu einem Biss durch eine Giftschlange, sind unbedingt folgende Maßnahmen zu beachten:

Schlangen Hornotter 0003
Hornotter

Unbedingt Ruhe bewahren. Schock und Angstzustände sind oft gefährlicher als die Vergiftung selbst. Viele Vergiftungen erreichen ihren Höhepunkt erst nach Stunden und es bleibt daher genügend Zeit, um einen Arzt aufzusuchen.
Betroffene Gliedmaßen ruhig stellen (z. B. durch Schienung mit einem Ast), um die Giftverbreitung im Körper zu verzögern.
Den Gebissenen schonend (er muss Anstrengungen vermeiden!) zum nächsten Arzt/Krankenhaus bringen.
Die Bissstelle desinfizieren.
Kein Einschneiden, Aussaugen oder Ausbrennen.

Generell gilt: gegenüber Schlangen ist Vorsicht geboten, aber Angst nicht angebracht.

Hornotter Schlangen 0013
Hornotter